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Technik im Hörfunk

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Redaktionssoftware OpenMedia
In Zukunft sollen nach dem Fernsehen auch im Hörfunk alle Planungen und alle Sendungen über die Redaktionssoftware OpenMedia gesteuert und organisiert werden.
Mit rohen, nicht vorgeschnittenen Interviews und Originaltönen in einen WDR-Tonbearbeitungsraum zu gehen – das wird immer seltener. Es wird erwartet, dass die Freien Mitarbeiterinnen selbst die Töne „vorschneiden“. Das wird nicht extra bezahlt – einen Zuschlag sieht der Honorarrahmen nur für selbst sendefertig gemachte Beiträge vor. Vieles können die allermeisten Tontechniker im Studio besser, sauberer und schneller. In Windeseile haben sie aus einem Interview überflüssige Teile herausgeschnitten, ob es nun Pausen, Räusperer, Versprecher oder logische Verirrungen sind. Patzer beim Vorschnitt können nicht mehr rückgängig gemacht werden, wenn das Originalmaterial nicht im Studio vorliegt.
Im Sender schneiden
Wer im Sender eigenständig Tonmaterial anhören und bearbeiten möchte oder muss, kann dies an manchen Redaktionsarbeitsplätzen tun.
Technikerinnen vom Dienst / Producerinnen
Die Arbeitsplätze viele Hörfunk-Tontechnikerinnen werden derzeit in die Wellenredaktionen integriert, dort heißen sie dann „Technikerinnen vom Dienst“ oder „Producerinnen“. Ihre Arbeit wird mit der der Redaktion verzahnt. Damit werden die Technikerinnen in den Wellenredaktionen zu den ersten Ansprechpartnerinnen für die Freien Mitarbeiterinnen in allen Produktionsfragen.
Universelle Bearbeitungsräume
In den einzelnen Hörfunkwellen werden für Redakteurinnen und Freie Mitarbeiterinnen „Universelle Bearbeitungsräume“ eingerichtet, im Senderjargon UBR abgekürzt. Was da drin genau bereitsteht und wie damit umgegangen wird, unterscheidet sich von Welle zu Welle. Zum Beispiel sind im UBR bei „Funkhaus Europa“: Zwei Studiomikros zur Aufnahme, Mischpult, auch mit einem externen Anschluss, USB-Schnittstellen, ein CD-Player, Anbindung an die ARD/WDR-Hörfunkleitungen über den Schaltraum und (geplant) die Möglichkeit, Telefoninterviews aufzuzeichnen. In den Netzwerk-PC loggt man sich mit einer allgemeinen „Aushilfe“-Kennung ein und arbeitet dort mit dem einfach zu bedienenden Audioschnittprogramm „DiRa startrack“, das den Redaktionen vorbehalten ist. Vom Arbeitsplatz aus können die Audiofiles in den einschlägigen Audiospeichern abgerufen und abgespeichert werden. Die Akustik der Räume ist für Sprachaufnahmen nicht so gut wie die eines voll ausgebauten WDR-Tonstudios – in manchen UBRs ist sie auch richtig schlecht.
Die UBRs werden über die Producerinnen/TvDs der einzelnen Wellen gebucht – mit ihnen kann man auch eine kleine Einführung in die Bedienung der Räume bekommen. Wenn der Raum bei Funkhaus Europa gerade frei ist, können Mitarbeiterinnen ihn ohne Voranmeldung benutzen – das kann nicht für andere Wellen verallgemeinert werden.
Wie bekomme ich meine Schnittzeit?
In diesem Studio wird jene Software benutzt, in dem zweiten diese, im dritten können bestimmte Datenträger nicht eingelesen und im vierten Tonbearbeitungsraum kann auf die im zweiten gespeicherten Daten nicht zugegriffen werden – der für die Tonbearbeitung im WDR zuständige Abteilungsleiter spricht von „dschungelartigen Workflows“, die er geerbt habe. Wobei es im richtigen Dschungel vielleicht sogar unübersichtlicher zugeht als im WDR, dafür aber folgerichtiger. Nun werden manche voneinander abgeschotteten und inkompatiblen Schnittsysteme vereinheitlicht, und in der Magix-„Sequoia“-Software können die Tontechnikerinnen alle Töne in jedem Schnittraum bearbeitet werden – ein Prozess, der zur Zeit der Entstehung dieses Buches noch nicht abgeschlossen ist.
Die Produktionszeiten hingegen werden immer stärker verknappt und nach festen Schemata den einzelnen Sendungen zugeordnet. Wenn ein Stück mehr Aufwand macht, dann sind freie Schnittzeiten kurzfristig kaum zu bekommen. Wie das meiste im WDR, so sind auch die meisten Schnittkapazitäten den einzelnen Hörfunk-Abteilungen und -Sendungen (so auf WDR 5) beziehungsweise Wellenredaktionen (z. B. 1Live und WDR 2) zugeordnet worden. Der Weg zu einer Schnittzeit für ein Radiomagazin – ob nun innerhalb oder außerhalb einer Blockschnittzeit der betreffenden Sendung – führt deshalb in Köln zunächst immer über das Sekretariat der betreffenden Redaktion, von da zur „Technikerin vom Dienst“ der einzelnen Welle, und,wenn das nicht zum Erfolg geführt hat, zur „TvD ZAP“ („Technikerin vom Dienst“ in der „Zentrale Aktuelle Produktion“). Und das gilt nur für die Kölner Zentrale. In den Außenstudios gelten jeweils andere Regeln, auch im Landesstudio Köln. Dort können die Wege kürzer sein – aber nur, wenn Kapazitäten frei sind. Für aufwändigere Tonbearbeitungen gibt es Studiokapazitäten in der „Manufaktur“.
Die Rationalisierungsmaßnahmen im WDR-Funkhaus treiben in mancher Hinsicht seltsame Blüten und haben mit einem professionellen Ablauf nicht immer etwas zu tun. So gibt es in der Regel nur ein einziges Aufnahmestudio für jeweils drei Tonbearbeitungsräume. Das Studio wird den drei Räumen abwechselnd zugeordnet. Die Folge: In den Tonbearbeitungsräumen fällt die Aufnahmezeit, in der ein Sprecher oder eine Autorin etwas im Studiomikrofon einsprechen kann, nur selten an den Anfang der Schnittzeit. Nun hat es sich aber im nichtlinearen Schnittzeitalter eingebürgert, dass zuerst alle Sprachaufnahmen gemacht und danach O-Töne, Musik und Kommentar auf der Timeline des Schnittprogramms zurechtgeschnitten, arrangiert und gemischt werden.
Produktionen für andere Sender / „Produktionshilfe“
Im Prinzip und eigentlich möchte man innerhalb der ARD einander dabei helfen, das Programm zu machen. Deshalb liefert jede Anstalt an jede Beiträge zu. Wenn in einemWDR-Studio in Dortmund oder Köln ein Hörfunkstück für den Münchener oder Berliner Sender fertig gestellt werden soll, nennt man das ARD-intern „Produktionshilfe“. Doch de facto denken alle Senderverantwortlichen bundesweit bei den Produktionsressourcen und Etats an sich selbst zuerst. Alle würden von gegenseitiger Hilfe profitieren, aber „Produktionshilfe” hat die allerletzte Priorität. Das bekommen vor allem die Freien Mitarbeiterinnen zu spüren, die mit maßgeschneiderten Beiträgen andere Sender aus der Ferne beliefern wollen – während Angestellte ihr Thema ohnehin potenziell in nur leicht unterschiedlichen Versionen für die ganze ARD produzieren.
Die Freie Mitarbeiterin erfährt erst in letzter Minute, ob zufällig noch ein Termin beim WDR frei ist und sie Produktionshilfe für rbb, br, rb, HR, NDR, MDR, SR oder SWR erwarten kann. Ergebnis: Liefertermine können dem Partnersender nicht genannt werden. Irgendwie kriegen es die Freien Mitarbeiterinnen dann trotzdem hin, steigen z. B. mit ihrem Aufnahmegerät in den Kleiderschrank und sprechen dort den Sprecherinnentext für einen SWR-Beitrag. Der kleine Dienstweg, nämlich ein zweites Werk in einer WDR-Produktionszeit zu schneiden, ist bei den Chefinnen im Sender verpönt und wird als illegal geschmäht. Sie hätten gerne, dass ihre Daten die Realität widerspiegeln. Oft geht es allerdings nicht anders als auf dem kleinen Dienstweg. Er ist der Rationellste und hält letztlich die ARD auf Sendung.
Andere Freie Mitarbeiterinnen investieren und schaffen sich die Produktionskapazität selbst mit einer einigermaßen abgeschlossenen Sprecherinnenkabine, was ihnen rationeller scheint gegenüber dem steigenden Aufwand, eine „Produktionshilfe” zu ergattern. Nur Deutschlandradio und WDR zahlen einen Zuschlag für Eigenproduktionen – beim Deutschlandradio sind es 10 Prozent des Honorars für Selbst-Vorschneiden, 20 Prozent für das Selbst-Fertigproduzieren2. Bei den anderen heißt es: Sieh zu, wie Du den Beitrag fertig bekommst – oder lass es bleiben. In seltenen Fällen lassen sich Redaktionen darauf ein, dass sie Sprecherinnentext und O-Töne gesondert bekommen, um das Werk schnell selbst fertig zu produzieren. Anyway, so wird Produktionshilfe angefordert: Von dem Sender, der das Werk bestellt hat, muss eine Anforderung an die Produktionshilfe-Stelle des WDR-Hörfunks gehen. Mit deren Hilfe wird dann eine Produktionszeit gesucht und gebucht.
Ausrüstung für Hörfunkaufnahmen
Hörfunkausrüstung können Freie Mitarbeiterinnen im Kölner Funkhaus, Raum 2063, leihen. Dort gibt es unter anderem folgende Geräte: Flash-Mikrofon, Flash-Rekorder, DAT-Rekorder, Kassettenrekorder, Codec Scoop EZ, Codec ComRex, Mikros: Niere, Kugel, Richt, Stereo, Windschutz, Tischstativ, Bodenstativ, Kopfhörer, Kabel und Zubehör. Im Intranet gibt es Beschreibungen und Handbücher mancher dieser Gerätschaften3. Das Anforderungsformular heißt in der Vordrucke-Anwendung B176, die Mailadresse der Abteilung lautet Reportagetechnik@wdr.de und die Telefonnummer 0221 220 4276. Auch in den WDR-Studios können in der jeweiligen Hörfunktechnik auf unkomplizierte Weise Aufnahmegeräte und Mikrofone entliehen werden.
Selbst schneiden, aber womit?
Mit welchem Audioschnittprogramm die Töne bearbeitet werden, ist für den WDR im Grunde egal für die Freien eine oft und leidenschaftlich gestellte Frage. Weil die Programme sich schnell wandeln habe ich die Übersicht dazu ins Web gestellt auf www.wdr-dschungelbuch.de
Parameter für Audiofiles
Entscheidend ist bei aller Hard- und Software aber die Qualität des Rohmaterials und wie gut und verlustarm aufgenommen und geschnitten wurde. Im WDR werden Audiodateien mit folgenden digitalen Parametern weiterverarbeitet: 48 Kilohertz Samplingrate, 16 Bit Auflösung (CD-Standard ist 44,1 kHz bei 16 Bit), und zwar im Format MP2. Also ist es sinnvoll, von der Aufnahme bis zur Endfertigung im Sender mit diesen Parametern – vor allem mit derselben Bitrate – zu arbeiten. Aufnahmen in höheren Bit-Auflösungen bringen nach Auskunft von WDR-Hörfunktechnikern nichts. Die Flashkarten-Rekorder lassen sich entsprechend einstellen, unabhängig davon, ob sie nun bei der Aufnahme MP3-, MP2- oder oder WAV-Dateien abspeichern. Wenn beim Weiterverarbeiten das (unkomprimierte) WAV-Format entsteht, gibt es im Zeitalter von USB-Speichern mit 16 Gigabyte keinen guten Grund mehr, das Ergebnis zwischendurch noch einmal im MP3-Format zu komprimieren, bevor es ins WDR-System eingespeist wird. Faustregel: Je weniger Wandlungsvorgänge im gesamten Produktionsprozess, desto besser ist technisch gesehen das Ergebnis. Dem WDR genügen bei der Lieferung der Töne MP3-Dateien in einer Komprimierung von 256 kbps (Stereo) bzw. 128 kbps (Mono), so die Auskunft aus der Tontechnik,
Telefonate für Sendungen aufzeichnen
Die WDR-Hörfunktechnikerinnen haben eine clevere Möglichkeit geschaffen, Telefoninterviews direkt im digitalen Audiospeicher DIGAS abzulegen. Dazu benötigt man eine ISDN-Leitung oder telefoniert von einem Apparat des WDR aus. Und so geht es: Während des Telefonats eine Nummer im Kölner WDR wählen, den Infotext des Mitschnittsystems und einen Signalton abwarten und dann über die Konferenztaste des WDR-Telefons die externe Gesprächspartnerin wieder in die Leitung holen. Zwei Telefonate gleichzeitig können mitgeschnitten werden – wer dann noch zusätzlich anruft, hört ein Besetztzeichen. Die Mitschnitte sind auf 15 Minuten Länge begrenzt, sind im Audioarchivspeicher mit der angerufenen Telefonnummer betitelt und müssen binnen 48 Stunden weiterverarbeitet werden, denn dann werden sie automatisch gelöscht. Die Rufnummer könnt ihr bei der für die Sendung zuständigen Technikerin vom Dienst erfragen.
Live-Gespräche und Überspielungen in besserer Qualität
Es gibt mehrere technische Wege, von irgendwo her Live-Gespräche ins Hörfunkprogramm einzufüttern, die eine bessere Qualität haben als ein Telefonat. Wenn es von einem Büro oder einer Wohnung aus häufiger benötigt wird, ist eine ISDN-Leitung und eine CODEC-Hardware immer noch die bessere Wahl. Ein solches Gerät leiht der WDR auch aus. Die Tontechnikerinnen beraten Euch auch bei der Einrichtung einer weiteren Möglichkeit: über das WWW und den „ARD Stern“ eine virtuelle Radioleitung zu schalten.
Schlechte Audiodateien aufpeppen
Mikrofonrauschen oder ein Netzbrummen bei unwiederholbaren Originalaufnahmen? Eine verkratzte Schellackplatte? Für die Restaurierung von Tonmaterial hat der Hörfunk ein Spezialteam, das im Studio 98 seinen Arbeitsplatz hat.
Große Dateien, lange Sendungen übertragen
Audiodateien, die zu groß sind, um auf dem üblichen Wege an andere Sender übertragen zu werden, wandern innerhalb der ARD über ein Breitbandnetz von einem Sender zum anderen. Wer so eine Aufgabe zu lösen hat, wendet sich beim Hörfunk an das Team vom „Programmaustausch“.
Audioformate wandeln
Wer eine Audiodatei in ein anderes Format wandeln muss, wendet sich dafür an die für das Programm zuständige Technikerin vom Dienst oder die Producerin. In einigen der „Universellen Bearbeitungsräume“ UBR findet sich eine spezielle Software für die Wandlung der Tonspur eines Youtube-Videos in das sendereigene Format MP2.
Audiodateien von außerhalb zum WDR-System hochladen
Unter der URL http://newsgate.wdr.de haben die WDR-Technikerinnen eine Webseite zum Hochladen von Audiodateien eingerichtet, die dann im Sender weiter bearbeitet werden können. Zugangsdaten dazu können über eine Redaktion beantragt werden. Nach dem Upload erscheint eine Bestätigung, wenn die Datei angekommen ist und technisch in Ordnung war.

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